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Rudolf Steiner über Persönlichkeitsentwicklung

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Rudolf Steiner

Rudolf Steiner lebte von 1861-1925. In Österreich geboren und aufgewachsen, studierte er in jungen Jahren Naturwissenschaften in Wien. Sein ganzes Leben lang schrieb und sprach er öffentlich zu zahlreichen Themen im Zusammenhang mit Kunst, Wissenschaft, Religion und sozialen Themen. 1892 promovierte er mit einer Dissertation „Wahrheit und Wissenschaft“. 1893 veröffentlichte er das Buch „Die Philosophie der Freiheit“. Darin beschäftigte er sich mit der Frage, inwieweit es innere Freiheit gibt und wie sie zu verstehen ist. Er schrieb auch Analysen der menschlichen psychologischen Funktionsweise in anderen Büchern und Artikeln. Er verwies dabei auf den Impuls, dass Menschen sich auf vielfältige Weise der persönlichen Entwicklung hin zu innerer Freiheit hingeben können. 

Steiners Persönlichkeitsentwicklungsarbeit hat nicht viel Publizität erfahren. Seine Arbeit wird in der wissenschaftlichen Literatur kaum erwähnt. Steiners Weltanschauung spielt dabei zweifellos eine Rolle. Steiner argumentierte, dass menschliches Denken tatsächlich eine Form der Wahrnehmung sei. Keine sinnliche Wahrnehmungsform, sondern eine mentale: Im Denken werden die Inhalte der Welt wahrgenommen. 

Voreingenommenheit verhindert das Verständnis, dass das Verständnis des Dreiecks, das mein Kopf erfasst hat, das gleiche ist wie das Verständnis des Dreiecks, das vom Kopf meines Nachbarn erfasst wird. Der naive Mensch hält sich für den Schöpfer seiner Konzepte. Er glaubt daher, dass jeder Mensch seine eigenen Vorstellungen hat. Die erste Forderung an das philosophische Denken ist die Überwindung dieses Vorurteils. Das eine, universelle Verständnis des Dreiecks wird nicht zu einer Vielheit, weil viele es denken. Denn das Denken dieser Vielen ist selbst eine Einheit. (Steiner, Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translations Foundation, 2003, S. 77) 

Noch weiter ging Steiner seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Er beschrieb, wie der Mensch sich einer objektiv existierenden geistigen Welt innerlich bewusst werden kann. Dies kann sich einmal ausgebildeten geistigen Wahrnehmungsorganen offenbaren. Solche Wahrnehmungsorgane können sich aus normalen psychischen Funktionen wie Denken, Fühlen und Handeln entwickeln. 

In jedem Menschen schlummern Fähigkeiten, die ihm die Einsicht in höhere Welten ermöglichen. Der Mystiker, der Gnostiker, der Theosoph haben immer von einer Seelenwelt und einer spirituellen Welt gesprochen, die für sie so real ist wie die Welt, die mit physischen Augen gesehen und mit physischen Händen berührt werden kann. Wer ihnen zuhört, kann jederzeit sagen: Ich kann auch miterleben, wovon sie sprechen, sobald ich gewisse Kräfte in mir entwickle, die noch in mir schlummern. Die Frage ist nur, wie man solche Kräfte in sich entwickeln soll. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, 1904, Stichting Rudolf Steiner Translations 1993, S. 19)

Steiner schrieb und sprach ausführlich über ein spezielles spirituelles Training dafür. Es zeigt sich, dass sich dieses Training im Wesentlichen auf die persönliche Entwicklung hin zu innerer Freiheit und psychischer Flexibilität bezieht. Steiner schrieb dazu: 

Indirekt bezieht sich natürlich die Erziehung auf die Lebensregeln, insofern als die Einsicht in das Übersinnliche ohne eine bestimmte ethisch orientierte Lebensweise unmöglich oder schädlich ist. Daher ist vieles, was zur Betrachtung des Übersinnlichen führt, zugleich ein Mittel zu einer höheren Lebensweise. Andererseits lernen wir durch das Verständnis der übersinnlichen Welt höhere sittliche Impulse kennen, die auch für die physische Welt gelten. (Steiner, The Science of the Secrets of the Soul, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2004, S. 226)

Steiners Vorstellungen von dieser Schulung stimmen voll und ganz mit der modernen wissenschaftlichen Literatur zur Persönlichkeitsentwicklung überein. Diese Schlussfolgerung wird jedoch heute nicht allgemein geteilt. Tatsächlich wird die Möglichkeit, dass Steiner zur Psychologie beigetragen hat, in der akademischen Literatur nicht berücksichtigt. Steiner wird fast ausschließlich negativ beurteilt, übersehen oder ignoriert. Eine wissenschaftliche Auswertung scheint jedenfalls nicht wirklich stattzufinden. Vielleicht ist dies das Ergebnis seiner philosophischen Prinzipien. Diese werden in der Wissenschaft abgelehnt und damit eher falsifizierbare Ideen, sofern sie überhaupt bekannt sind. Ich selbst habe in diesem Buch Steiners Ideen entwickelt, ohne auf seine philosophischen Prinzipien einzugehen.

Obwohl Steiner in der wissenschaftlichen Literatur nicht erwähnt wird, sind viele seiner Ideen dennoch in der wissenschaftlichen Literatur über Persönlichkeitsentwicklung und Psychotherapie alltäglich geworden. Mag sein, dass er seiner Zeit einfach voraus war und im Laufe der Zeit auch andere Autoren auf die gleichen Ideen kamen. Es scheint mir auch, dass seine Arbeit in der Tat bekannt und einflussreich ist, ohne dass dies von Autoren erwähnt wird.

 

Im folgenden Text wird anhand von Zitaten Steiners ein Bild seiner Sicht auf persönliche Entwicklung und innere Freiheit skizziert. Die Verbindung zwischen diesen Zitaten und dem restlichen Inhalt dieses Buches ist vielleicht selbsterklärend. 

 

 

Innere Freiheit

Steiner glaubt, dass jeder Mensch es in sich trägt, in Richtung innerer Freiheit zu wachsen. 

„Im menschlichen Wahrnehmungsobjekt liegt die Möglichkeit der Verwandlung, wie im Keim einer Pflanze die Möglichkeit, zu einer vollständigen Pflanze heranzuwachsen. Die Pflanze wird sich kraft des objektiven Gesetzes, das in ihr liegt, verwandeln. Der Mensch bleibt in einem unvollendeten Zustand, wenn er den Umwandlungsstoff nicht in sich aufnimmt und sich aus eigener Kraft umwandelt. Die Natur macht den Menschen nur zu einem natürlichen Wesen; die Gesellschaft macht ihn zu einem Wesen, das nach Regeln handelt; ein freies Wesen, das er selbst aus sich machen kann. Die Natur befreit den Menschen auf einer bestimmten Stufe seiner Entwicklung von ihren Fesseln; die Gesellschaft führt diese Entwicklung bis zu einem gewissen Punkt; Der Mensch kann sich nur selbst den „letzten Schliff“ geben. Wer die Position der freien Moral einnimmt, Behaupten Sie also nicht, dass der freie Geist die einzige Form ist, in der ein Mensch existieren kann. Er sieht im freien Geist nur die letzte Stufe der menschlichen Entwicklung. Damit wird nicht abgestritten, dass das Handeln nach Normen als Entwicklungsstufe gerechtfertigt ist. Es ist nicht nur als absoluter moralischer Standpunkt akzeptabel. Denn der freie Geist überwindet die Normen in dem Sinne, dass er nicht nur Gebote als Motive betrachtet, sondern sein Handeln nach eigenen Impulsen (Intuitionen) ausrichtet.

Nach Ansicht des Monisten handelt der Mensch teils unfrei, teils frei. Er findet sich als unfreier Mensch in der Wahrnehmungswelt und verwirklicht in sich den freien Menschen. (…) Jeder von uns ist berufen, ein Freigeist zu werden, wie jeder Keim einer Rose dazu berufen ist, eine Rose zu werden.

In seinem Frühwerk möchte Steiner klären, was innere Freiheit und persönliche Entwicklung in diese Richtung beinhalten. Er sieht es als Chance, einen Moment unfreien Treibens in freie Zielstrebigkeit für das umzuwandeln, was man für wichtig hält. Je mehr jemandem dies gelingt, desto freier funktioniert er, desto flexibler ist er. 

Sich als handelnde Persönlichkeit kennen heißt dann: die adäquaten Gesetzmäßigkeiten für sein Handeln besitzen, dh die Wertvorstellungen und Ideale kennen. Wenn wir dieses Gesetz erkannt haben, dann ist unser Handeln auch unser Werk. Das Gesetz ist dann nicht als etwas außerhalb des Objekts gegeben, für das das Ereignis sichtbar wird, sondern als Inhalt des Objekts selbst, das eine tatsächliche Handlung ausführt. Das Objekt ist in diesem Fall unser eigenes Selbst. Wenn dieses Ich sein Handeln wirklich durchdrungen hat, sein Wesen kennt, dann fühlt es sich zugleich als seinen Herrn. Solange dies nicht geschieht, sind uns die Gesetze des Handelns fremd, sie kontrollieren uns, unser Tun unterliegt ihrem Zwang. Wenn diese Gesetze von einer solchen Entfremdung in die ursprüngliche Herstellung unseres Selbst umgewandelt werden, dann hört dieser Zwang auf. Das Zwingende ist unser eigenes Wesen geworden. Das Gesetz herrscht nicht mehr über uns, sondern in uns über das Geschehen, das von unserem Ego ausgeht. Die Verwirklichung eines Ereignisses kraft eines Gesetzes außerhalb des Realisierers ist ein unfreier Akt, seine Verwirklichung durch den Realisierer selbst ist ein Akt der Freiheit. Die Gesetze seines Handelns zu kennen bedeutet, sich seiner Freiheit bewusst zu sein. Der Prozess des Erkennens ist nach unseren Ausführungen der Prozess der Entwicklung zur Freiheit. sondern in uns über das Ereignis, das von unserem Ego ausgeht. Die Verwirklichung eines Ereignisses kraft eines Gesetzes außerhalb des Realisierers ist ein unfreier Akt, seine Verwirklichung durch den Realisierer selbst ist ein Akt der Freiheit. Die Gesetze seines Handelns zu kennen bedeutet, sich seiner Freiheit bewusst zu sein. Der Prozess des Erkennens ist nach unseren Ausführungen der Prozess der Entwicklung zur Freiheit. sondern in uns über das Ereignis, das von unserem Ego ausgeht. Die Verwirklichung eines Ereignisses kraft eines Gesetzes außerhalb des Realisierers ist ein unfreier Akt, seine Verwirklichung durch den Realisierer selbst ist ein Akt der Freiheit. Die Gesetze seines Handelns zu kennen bedeutet, sich seiner Freiheit bewusst zu sein. Der Prozess des Erkennens ist nach unseren Ausführungen der Prozess der Entwicklung zur Freiheit. 

Nicht alle menschlichen Handlungen tragen diesen Charakter. In vielen Fällen besitzen wir die Gesetze für unser Handeln nicht als Wissen. Dieser Teil unseres Handelns ist der unfreie Teil unseres Handelns, andererseits gibt es den Teil, in dem wir uns ganz in diese Gesetze versenken. Das ist der freie Bereich. Nur soweit unser Leben dazugehört, kann es als moralisches Leben angesehen werden. Die Verwandlung der ersten Ebene in eine mit dem Charakter der zweiten ist die Aufgabe jeder individuellen Entwicklung wie auch der ganzen Menschheit. Das Hauptproblem allen menschlichen Denkens ist dies: den Menschen als selbstbegründete, freie Persönlichkeit zu verstehen. (Steiner, Wahrheit und Wissenschaft, 1992, S.74)

 

 

Der engagierte Beobachter in dir

Ein bekanntes Phänomen in der Psychologie ist die innere Wahrnehmung eines „wahrnehmenden Selbst“ oder eines „Selbst als Akteur“. Das heißt, ein „Ich“, das sowohl beteiligt als auch ein Beobachter ist. Dieses Ich wird kontextunabhängig erlebt. Steiner beschrieb die Empfindung des „Ich“ in frühen Arbeiten wie folgt: 

Ich nehme nicht nur andere Dinge wahr, ich nehme auch mich selbst wahr. Die Wahrnehmung meiner selbst hat in erster Linie den Inhalt, dass ich gegenüber den unaufhörlich kommenden und gehenden Wahrnehmungsbildern das Beständige bin. Die Wahrnehmung des „Ich“ kann immer in meinem Bewusstsein stattfinden, während ich andere Wahrnehmungen habe. Wenn ich ein bestimmtes Objekt betrachte und mich darin versenke, bin ich mir vorerst nur dieses Objekts bewusst. Dazu kommt aber noch die Wahrnehmung meines „Selbst“. Ich bin mir dann nicht mehr nur des Objekts bewusst, sondern auch meiner Person, die diesem Objekt gegenübersteht und es beobachtet. Ich sehe nicht nur einen Baum, sondern ich weiß auch, dass ich es bin, der ihn sieht. (Steiner, die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, S.58)

In späteren Arbeiten stellte Steiner fest, dass das, was als „Ich“ erfahren wird, tatsächlich als eine unabhängige Einheit betrachtet werden sollte. 

Denn jeder Mensch hat neben seinem – nennen wir ihn einfach – täglichen Menschen einen höheren Menschen in sich. Dieser höhere Mensch bleibt verborgen, bis er erweckt wird. Und jeder kann dieses höhere Wesen nur in sich selbst erwecken. […] Solange der Mensch die Frucht des inneren Friedens nicht spürt, wird er sich sagen müssen, dass er die besagte Regel ernsthaft und streng befolgen muss. […] Die Ruhe der geretteten Momente wird sich auch auf den Alltag auswirken. Der Mensch wird in allen Belangen ruhiger, er gewinnt Sicherheit in all seinen Handlungen, er kann sich nicht mehr durch allerlei Vorkommnisse aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Allmählich wird sich der Schüler sozusagen immer mehr selbst führen, anstatt sich von Umständen und äußeren Einflüssen leiten zu lassen. Er wird bald herausfinden, was für eine Kraftquelle solche geretteten Momente für ihn sind. Er wird sich nicht mehr über Dinge ärgern, die ihn früher geärgert haben; Unzählige Dinge, die ihm früher Angst gemacht haben, machen ihm keine Angst mehr. Er erwirbt ein völlig neues Lebensgefühl. Es mag in der Vergangenheit so gewesen sein, dass er bestimmte Aufgaben nur ungern angegangen ist. Er hatte Gedanken wie: “Oh, ich habe nicht die Kraft, es so zu machen, wie ich es möchte.” Jetzt kommt ihm dieser Gedanke nicht mehr in den Sinn, im Gegenteil, jetzt denkt er: ‚Ich werde alle meine Kräfte zusammennehmen, um das Beste daraus zu machen.’ Und er unterdrückt den Gedanken, der ihn ins Wanken bringen könnte. Denn er weiß, dass gerade dieses Zögern ihn zu einer schlechteren Leistung führen könnte, zumindest kann dieses Zögern nichts zu einer besseren Erfüllung seiner Pflichten beitragen. Und so schließt die Lebensauffassung des Schülers einen Gedanken nach dem anderen ein, jeder positiv, fruchtbar für sein Leben. Sie treten an die Stelle von Gedanken, die ihn behinderten und schwächten. Er beginnt, sein Lebensschiff mit ruhiger Hand durch die Wogen des Lebens zu steuern, wo es zuvor von diesen Wogen umhergeschleudert wurde. 

Diese Ruhe und Geborgenheit wirken sich auch auf den ganzen Menschen aus. Der innere Mensch wächst dadurch. […] Es ist wichtig, den Umfang all dessen zu erkennen. Denn der „höhere Mensch“ in uns entwickelt sich ständig weiter. Aber nur durch die beschriebene Ruhe und Geborgenheit ist es ihm möglich, sich seiner eigenen Natur gemäß zu entwickeln. Die Wellen des äußeren Lebens enthalten unseren inneren Menschen auf allen Seiten, wenn wir dieses Leben nicht kontrollieren, sondern von ihm kontrolliert werden. Wir sind dann wie eine Pflanze, die gezwungen ist, in einer Felsspalte zu wachsen. Sie schmachtet – bis sie Platz findet. Keine äußeren Kräfte können dem inneren Menschen Platz machen. Das kann nur der innere Frieden, den wir in unserer Seele schaffen. Äußere Umstände können nur unsere äußere Lebenssituation verändern; sie können niemals den „spirituellen Menschen“ in uns erwecken. Wer nach höherer Erkenntnis strebt, muss einen neuen, höheren Menschen in sich gebären. 

Dieser „höhere Mensch“ wird dann zum „inneren Meister“, der die Umstände des äußeren Menschen fest lenkt. Solange der äußere Mensch die Oberhand und Führung hat, ist der „Innere“ sein Sklave und kann seine Kräfte nicht entfalten. […] Gewiss, in vielen Lebenssituationen braucht es viel Kraft, um Momente innerer Ruhe zu schaffen. Aber je mehr Kraft dafür benötigt wird, desto wichtiger ist, was erreicht wird. In der inneren Schulung kommt es darauf an, ob wir mit all unseren Taten und Taten, mit all unseren Bemühungen, mit innerer Wahrhaftigkeit und fragloser Aufrichtigkeit als Fremder zu uns selbst stehen können. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Stichting Rudolf Steiner Translations, 1999, S.31 )

 

 

Das persönliche Ich (das konzeptionelle Selbst):

So wie Steiner die Erfahrung des wahrnehmenden Selbst auf eine in sich geschlossene Einheit zurückführt, so beschreibt er die Persönlichkeit als in sich existent. Sie können sich mit der Zeit von Ihrer Persönlichkeit lösen. Du identifizierst dich nicht mehr damit, obwohl du damit verbunden bleibst. Steiner nannte diese von außen gesehene Persönlichkeit auch den „Doppelgänger“. Ihre Persönlichkeit, die Eigenschaften, die jemand hat, Ihr „Doppelgänger“, ist ebenfalls ein Hindernis dafür, die Realität so wahrzunehmen, wie sie ist. Zumindest solange du in deinem Doppelgänger unreflektiert bist. Es sei wichtig, die wahrgenommene Unvollkommenheit der eigenen Persönlichkeit als Ansporn zu erfahren, sie mit der Zeit zu verbessern, sagt Steiner.

Schließlich entwickelt der Mensch in der gewöhnlichen physischen Welt sein Ego, sein Selbstbewusstsein. Dieses Ego fungiert nun als Anziehungspunkt für alles, was dem Menschen gehört. All seine Neigungen, Vorlieben, Abneigungen, Leidenschaften, Ansichten und so weiter gruppieren sich sozusagen um dieses Ego. […] Mit allem, was ihm so anhaftet, muss das Ich als erstes Bild vor der Menschenseele wirken, wenn sie in die seelisch-geistige Welt aufsteigt. Dieser Doppelgänger des Menschen muss nach einem Gesetz der Geisterwelt als erster Eindruck auf diesen Menschen vor allem anderen in dieser Welt wirken. […] Im körperlich-sinnlichen Leben nimmt der Mensch nur so viel von sich wahr, wie er innerlich, in seinem Denken, Fühlen und Wollen von sich selbst erfährt. Dies ist jedoch eine innere Wahrnehmung; Sie stellt sich nicht wie Steine ​​vor den Menschen, 

(Steiner, The Secret Science of the Soul, 1910, Rudolf Steiner Translation Foundation, zweite Auflage 2004, S.273)

 

 

Betrachten Sie sich selbst und Ihre Gedanken im Besonderen

Steiner betrachtete das Beobachten der eigenen Gedanken als Ausgangspunkt für persönliches Wachstum. 

Während das Beobachten von Objekten und Ereignissen und das Nachdenken darüber sehr häufig vorkommende Zustände in meinem Leben sind, ist das Beobachten des Denkens eine Art Ausnahmezustand. […] Aber für jeden, der in der Lage ist, Gedanken zu beobachten – und mit etwas gutem Willen ist jeder normal entwickelte Mensch dazu in der Lage –, ist diese Beobachtung das Wichtigste, was er tun kann. Denn er beobachtet etwas, das er selbst produziert; er stellt sich nicht einem zunächst fremden Objekt entgegen, sondern seiner eigenen Tätigkeit.“ (Steiner, die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, S.36)

„Wir müssen der Idee mit Bewusstsein und Gefühl begegnen können; sonst werden wir von ihr versklavt.“ Steiner, die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, p. 221)

Wie Sie dabei vorgehen können, hat Steiner wie folgt beschrieben: 

Was der Schüler nun in diesen Momenten der Einsamkeit anstreben sollte, ist, seine eigenen Erfahrungen und Handlungen zu sehen, sie so zu beurteilen, als ob er sie nicht selbst erlebt oder getan hätte, sondern jemand anderes. Angenommen, jemand hatte einen großen Unfall; wie anders erlebt er dies als genau das gleiche Unglück, das ein anderer erlebt? Niemand kann sagen, dass dies falsch ist. Das liegt in der Natur des Menschen. Und wie es mit diesen Ausnahmesituationen ist, so ist es auch mit den alltäglichen Angelegenheiten des Lebens. Wer einen inneren Bildungsweg geht, muss die Kraft suchen, sich in gewissen Momenten als Fremden zu betrachten. Er muss sich mit der inneren Ruhe des Betrachters nähern. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translation Foundation, 1999, S.31)

Du beziehst dich auf dich selbst und andere

Sobald Sie Ihr eigenes Denken und Ihre eigenen Ideen betrachten, schaffen Sie eine neue Wahrnehmung. Sobald man beginnt, sich auf die Wahrnehmung des eigenen Denkens zu beziehen, entsteht auch ein neuer Bezug zur Realität. Sie schätzen Ihr Umfeld, das Verhalten anderer Menschen, aber auch Ihr eigenes, neu ein. 

Gelingt ihm dies, werden seine persönlichen Erfahrungen in einem neuen Licht erscheinen. Solange er damit verflochten ist, solange er darin steht, ist er mit dem Unwirklichen ebenso verbunden wie mit dem Wesentlichen. Kommt er zur inneren Ruhe des Überblicks, dann trennt sich das Wesentliche vom Unwesentlichen. Traurigkeit und Freude, jeder Gedanke, jede Entscheidung sehen anders aus, wenn er sich so ansieht. – Es ist, als würde man den ganzen Tag in einer Stadt verbringen und den Kleinsten genauso genau sehen wie den Größten. Aber am Abend erklimmen Sie einen nahegelegenen Hügel und nehmen alles auf einmal in sich auf. Dann zeigen sich die Stadtteile in anderen Beziehungen als wenn man mittendrin ist. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translation Foundation, 1999, S.31)

Die kleinste Handlung, jede noch so kleine Handlung zählt in der großen Wirtschaft der Welt; es geht nur darum, sich dieser Bedeutung bewusst zu werden. Es geht nicht um Unterbewertung, sondern um die richtige Wertschätzung des täglichen Handelns des Lebens. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translation Foundation, 1999, S.119)

Bei allen Ihren Erfahrungen und Handlungen müssen Sie den Wert im Auge behalten, den etwas in Verbindung mit einem Ganzen hat. (Steiner, die Stufen der hohen Erkenntnis, GA 12, Rudolf Steiner Verlag, S. 14, trans. SK)

 

 

Auswahl treffen

In der Literatur zur Verhaltensanalyse ist die Unterscheidung zwischen der Auswahl eines Werts einerseits und der Entscheidung, was am besten zu tun ist, andererseits klar definiert. Beispielsweise heißt es in einem Standardwerk über ACT: 

„Um genau darüber zu sprechen, nennen wir Auswahl unter Alternativen basierend auf Gründen Entscheidungen. Entscheidungen werden erklärt, begründet, verknüpft und geleitet durch verbale Entscheidungsprozesse wie Vorhersagen, Bewerten, Abwägen von Vor- und Nachteilen. Damit Wertschätzung stattfinden kann, ist es entscheidend, dass Werte nicht mit Entscheidungen und Urteilen verwechselt werden – Werte müssen stattdessen Entscheidungen sein. Eine Wahl ist eine Auswahl unter Alternativen, die mit Gründen getroffen werden kann (sofern Gründe verfügbar sind), aber nicht mit Gründen. […] Entscheidungen sind nicht „frei“ in dem Sinne, dass sie von der Geschichte eines Individuums nicht beeinflusst werden. Tatsächlich ist die Wahl selbst ein historisch situierter Akt. Entscheidungen sind „frei“ in dem Sinne, dass es keinen Zwang gibt, nachdem man die Wahl „müssen“ muss. (Hayes et al., Acceptance and Commitment Therapy, 2. Auflage, 2012, S. 298-300)

In einem beliebten Selbsthilfebuch erklärt es derselbe Autor (Steven Hayes) so: 

Eine Wahl ist nicht dasselbe wie ein begründetes Urteil. Wenn Sie ein Urteil fällen, nutzen Sie Ihren Verstand und seine Bewertungsfähigkeiten, um verschiedene Möglichkeiten abzuwägen. Je nachdem, was Sie möchten, wählen Sie eine davon aus. […] Werte sind keine Urteile. Werte sind Entscheidungen. Entscheidungen sind Auswahlen zwischen verschiedenen Möglichkeiten, die getroffen werden können, wenn Gründe vorliegen […], aber diese Auswahl wird nicht aus diesen Gründen getroffen: Sie wird nicht erklärt, begründet oder mit ihnen in Verbindung gebracht. Eine Wahl ist nicht mit einer bewertenden verbalen Maßnahme verbunden. Mit anderen Worten, eine Wahl ist eine entschärfte Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten. Es unterscheidet sich vom Urteil; ein Urteil ist eine verbal geführte Auswahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten. (Hayes: Out of Your Mind in Life, 2006, S. 187)

Steiner hat diese Unterscheidung zwischen der Wahl eines Werts oder einer begründeten Entscheidung zum Handeln bereits 1893 ähnlich beschrieben: 

Der freie Geist handelt nach seinen Impulsen, die Intuitionen sind, die er mit seinem Denken aus der Gesamtheit seiner Vorstellungswelt auswählt. Für den unfreien Geist liegt der Grund, warum er eine bestimmte Intuition von seiner Vorstellungswelt trennt, um darauf eine Handlung zu begründen, in der ihn umgebenden Wahrnehmungswelt, also in seinen bisherigen Erfahrungen. Bevor er eine Entscheidung trifft, erinnert er sich daran, was jemand anderes in einem solchen Fall getan oder für gut befunden hat, oder was Gott für einen solchen Fall befohlen hat, und so weiter, und er handelt danach. Beim Freigeist sind es gerade nicht diese Vorerfahrungen, die ihn zum Handeln veranlassen. Tatsächlich trifft er eine erste Entscheidung. Dabei kümmert er sich genauso wenig darum, was andere in einem solchen Fall getan haben, als darum, was sie dafür verschrieben haben. Er hat rein idealistische Motive, aus der Gesamtheit seiner Begriffe eben diesen einen Begriff in die Tat umzusetzen. (Steiner, Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translations Foundation, 2003, S. 157)

Eine Auswahl zu treffen ist kein einmaliger Prozess. Innere Freiheit bedeutet, dass man immer wieder neu bestimmt, was angesichts der Situation von Wert ist. 

Wer sich an das ethische Prinzip der Wohlfahrtsmaximierung hält, wird sich bei all seinem Handeln zunächst fragen, was seine Absichten dazu beitragen. Wer sich für das ethische Prinzip des kulturellen Fortschritts einsetzt, tut das auch. Es gibt jedoch ein übergeordnetes Prinzip, das in jedem Einzelfall nicht von 1 bestimmten ethischen Ziel ausgeht, sondern allen ethischen Prinzipien einen gewissen Wert beimisst und sich immer in der konkreten Situation fragt, welches ethische Prinzip in diesem Fall das wichtigste ist. Es kann vorkommen, dass einem Menschen unter bestimmten Umständen die Förderung des kulturellen Fortschritts, unter anderen die Förderung des Gemeinwohls und unter wieder anderen Umständen das Motiv seines Handelns ist, das Dienen für das eigene Wohl als recht anzusehen. (…) Die Handlung wird also weder nach einem Regelmuster noch automatisch auf eine externe Aufforderung hin ausgeführt, sondern allein durch ihren ideellen Inhalt bestimmt. Eine solche Handlung setzt die Fähigkeit zu moralischen Intuitionen voraus. Wem die Fähigkeit fehlt, das spezifische Prinzip für eine konkrete Situation zu erfahren, wird es nie zu einem wirklich individuellen Willen bringen.“ (Die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, S.130) es wird es nie zu einem wirklich individuellen Willen bringen.“ (Die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, S.130) es wird es nie zu einem wirklich individuellen Willen bringen.“ (Die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, S.130)

Innere Freiheit erfordert nicht nur die Wahl eines Werts, sondern auch eine Vorstellung davon, wie dieser Wert in der gegebenen Situation realisiert werden kann; und die Fähigkeit haben, es auszuführen. Steiner nennt dies moralische Phantasie und moralische Technik. 

Das Bindeglied zwischen Verstehen und Wahrnehmen ist die Repräsentation […]. Der unfreie Geist besitzt diesen Vermittler von Anfang an. Seine Motive sind in seinem Bewusstsein als Bilder vorpräsentiert. Wenn er etwas tun will, tut er es so, wie er es einmal beobachtet hat oder wie er für diesen speziellen Fall angewiesen wurde. […] Sobald der Handlungsimpuls in allgemein-idealer Form vorhanden ist (z. B.: „Du musst deinen Mitmenschen Gutes tun“ oder „Du musst so leben, dass du dein eigenes Wohl optimal Sein‘), muss für jede Situation zunächst eine konkrete Darstellung der Handlung […] gefunden werden. Beim freien Geist, der nicht von Beispielen, nicht von Angst vor Bestrafung und dergleichen getrieben wird, ist diese Übersetzung des Begriffs in eine Darstellung immer notwendig. 

Der Mensch erzeugt aus der Gesamtheit seiner Vorstellungen vor allem mit Hilfe seiner Vorstellungskraft konkrete Vorstellungen. Was der freie Geist also braucht, um seine Ideen zu verwirklichen, sich zu manifestieren, ist moralische Fantasie. Sie ist die Quelle der Wirkung des freien Geistes. […]

Moralisches Handeln setzt also neben der Fähigkeit zur Generierung moralischer Vorstellungen und neben der moralischen Phantasie die Fähigkeit voraus, die Wahrnehmungswelt unter Beachtung ihres gesetzmäßigen Zusammenhangs zu transformieren. Diese Fähigkeit ist moralische Technik. (Steiner, die Philosophie der Freiheit, Rudolf Steiner Translation Foundation, 2003, S.158-159)

Es kann schmerzhaft sein, sich dem zu stellen, was einen antreibt. Es kann dann schwierig sein, das auszuwählen, was Ihnen wirklich wichtig ist, dh eine moralische Intuition oder einen Wert. Einen Hinweis auf den dramatischen Charakter dieser Entwicklung von der Unfreiheit zur Freiheit gibt unter anderem folgendes Bild, das Steiner in Die Geheimwissenschaft (1908) entwickelt.

Man stellt sich ein schwarzes Kreuz vor. Dieses sei Sinnbild für das vernichtete Niedere der Triebe und Leidenschaften; und da, wo sich die Balken des Kreuzes schneiden, Denke man sich sieben rote, strahlende Rosen im Kreise angeordnet. Diese Rosen seien das Sinnbild für ein Blut, der Ausdruck ist für geläuterte , gedeinigte Leidenschaften und Triebe.

Auch dieses Bild von sieben Rosen auf einem schwarzen Kreuz gibt ein eindrucksvolles Bild davon, wie aus sieben Formen egozentrischen Verhaltens sieben Werte erwachsen können.   Mehr zu diesen sieben Werten und Treibern wird weiter unten besprochen. 

Steiner beschrieb auch einen anderen Aspekt des Übergangs von unfreiem zu freiem Verhalten. Nämlich der schwierige Zustand, den jeder für kürzere oder längere Zeit erlebt, wenn er sich entscheidet, ein bestimmtes Verhalten einzustellen, das aus einem unfreien Antrieb entsteht. In der Akzeptanz- und Bindungstherapie wird dieser Zustand als „kreative Hoffnungslosigkeit“ bezeichnet. Ihr Zustand ist aussichtslos, weil Sie nicht zum Alten zurückkehren wollen, aber auch nicht genau wissen, wie Sie zu etwas Neuem übergehen sollen. Darüber hinaus ist dieser Zustand auch kreativ, da Ihre Energie nicht mehr von Ihren alten Verhaltensweisen verbraucht wird. Steiner beschrieb dies in seinem Buch Das Christentum als mystische Tatsache (1902) wie folgt : 

Eine Möglichkeit liegt hier, die furchtbar sein kann. Es ist die, daß der Mensch seine Empfindungen und Gefühle für die unmittelbare Wirklichkeit verliert und sich keine neue vor ihm auftut. Dann gibt es schwebt wer im Leeren. Es wird kommen, wer vor abgestorben ist. Die alten Werte sind dahin, und keine neuen sind ihm stehen. 

[…] Das ist aber gar nicht eine bloße Möglichkeit. Es wird für jeden, der zu höherer Erkenntnis kommen will, einmal Wirklichkeit. […] Wohl ihm, wenn er nicht verinkt. Wenn sich vor ihm eine neue Welt auftut. Er schwindet entweder dahin; oder er steht als Wandelter neu vor sich.

Die Entscheidung, ein Verhalten einzustellen, das von unfreien Trieben herrührt, verursacht in gewissem Sinne Schmerz. Ihr Körper ist immer noch auf ein Verhalten eingestellt, an das Sie sich jetzt bewusst erinnern. Solche schmerzhaften Erfahrungen hat Steiner in seinem Buch Theosophie (1905) beschrieben und eingeordnet. Übrigens stellt er diese Erfahrungen in diesem Fall in einen ganz anderen Kontext als den des Alltags. Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, diese Klassifizierung näher zu erörtern. Im folgenden Zitat beschreibt Steiner die Erfahrung, die man bei der Transformation einer bestimmten Art von unfreiem Verhalten, nämlich impulsivem Verhalten, macht.

Durch diese Unmöglichkeit der Befriedigung wird die Gier aufs höchste gesteigert. Zugleich muss aber this Unmöglichkeit sterben Gier löscht. Die brennenden Gelüste verzehren sich nach und nach; und die Seele hat erfahren, dass in der Austilgung dieser Gelüste das einzige Mittel liegt, das Leid zu verhindern, das aus ihnen kommen muss.

 

 

Typische Dilemmata

In späteren Arbeiten formulierte Steiner sieben verwandte Werte. Kurz gesagt, es ist ein Fokus auf Gesundheit, Verantwortung, Dankbarkeit, Entschlossenheit, Aufrichtigkeit, Integrität und Motivation.

Um diese sieben Werte zu veranschaulichen, sind hier einige Auszüge aus Steiners Beschreibungen von ihnen. (Die Reihenfolge unten wurde aus Gründen, die hier nicht relevant sind, leicht geändert.)

  1. […] Bedingung ist, dass der Schüler bestrebt ist, seine körperliche und geistige Gesundheit zu fördern. Wie gesund ein Mensch ist, hängt natürlich zunächst nicht von ihm selbst ab. Aber jeder kann sich bemühen, seine eigene Gesundheit zu fördern. 
  2. […] Bedingung ist, sich als Teil des ganzen Lebens zu fühlen. […] Und dann wird mir der Gedanke nicht mehr fremd sein, dass ich nur Teil einer ganzen Menschheit bin und für alles, was passiert, mitverantwortlich ist. 
  3. […] Bedingung ist die Entwicklung eines Gefühls der Dankbarkeit für alles, was der Mensch hat. […] Was sind wir der Natur und anderen Menschen nicht schuldig! 
  4. Festigkeit bei der Einhaltung einer einmal getroffenen Entscheidung. Nichts sollte den Schüler veranlassen, von einer einmal getroffenen Entscheidung abzuweichen, als die Erkenntnis, dass er sich geirrt hat.
  5. Die Idee zu durchdringen, dass das wahre Wesen des Menschen nicht im Äußeren, sondern im Inneren liegt. Wer sich nur als Produkt der Außenwelt, als Ergebnis der physischen Welt betrachtet, kann in der spirituellen Schulung nichts erreichen. Sich selbst als seelisches und geistiges Wesen zu erfahren, ist ein Ausgangspunkt für dieses Training. 
  6. Der Schüler muss sich zu der Einsicht hocharbeiten können, dass seine Gedanken und Gefühle für die Welt ebenso wichtig sind wie seine Taten. Es muss anerkannt werden, dass es genauso verderblich ist, wenn ich einen Mitmenschen hasse, wie wenn ich ihn schlage.
  7. Alle diese Bedingungen müssen sich in einem siebten vereinen: Das Leben unaufhörlich so zu konzipieren, wie es die Bedingungen erfordern. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translations Foundation, 1999, S.87 ff.)

Steiner bezeichnete die Wahl dieser Werte als Bedingung der persönlichen Entwicklung hin zu tieferer Einsicht. Eine solche persönliche Entwicklung ist nur möglich, wenn sich jemand für Werte einsetzt. 

Mit dieser Aufzählung einer Reihe von Werten gibt Steiner dem Begriff „Wert“ indirekt eine inhaltliche Interpretation. Seine Beschreibung dieser Bedingungen kann man zumindest so auffassen, dass sie typisch für das ist, was Werteorientierung bedeutet. So gesehen richtet sich also jemand, der zu einer bestimmten Zeit nach einem bestimmten Wert arbeitet, an:

  1. um seiner Gesundheit zu dienen, wann immer es möglich ist.
  2. Verantwortung für den Kreis zu übernehmen, dem er angehört.
  3. zu erfahren und Dankbarkeit zu zeigen für das, was ist.
  4. in Kontakt zu bleiben mit dem, was in ihm oder anderen vorgeht. 
  5. Entscheidungen treffen und durchziehen.
  6. Bewahren Sie Integrität im Umgang mit anderen
  7. motiviert zu bleiben für das, was ihm wichtig ist. 

Diese 7 Bedingungen bilden die Wertdimensionen. Werteorientierung ist ein Zusammenspiel dieser sieben Dimensionen. Mit anderen Worten, der Inhalt eines Moments der Fokussierung auf einen Wert wird durch die Wechselbeziehungen dieser Dimensionen bestimmt. Konzentrieren Sie sich zum Beispiel in einem Moment auf das, was gesund ist, im nächsten Moment auf die Bedeutung der Menschen um Sie herum. Jede Dimension wird jedoch immer dann erkennbar sein, wenn jemand tatsächlich einem Wert folgt. Sich auf die Interessen anderer zu konzentrieren, kann zum Beispiel auf Kosten Ihrer Gesundheit gehen. Wenn aber die Werteorientierung voll orientiert bleiben soll, dann bleibt das Verhalten, das die eigene Gesundheit untergräbt, weiterhin auf die eigene Gesundheit fokussiert. Zum Beispiel kann jemand seine Nachtruhe opfern, um sich um jemand anderen zu kümmern. Ohne jedoch das Streben nach einer Nachtruhe zu vernachlässigen. So gilt es für alle Entscheidungen, die Sie treffen: Eine bestimmte Dimension mag abwesend erscheinen, aber das ist nur scheinbar. Bei der Fokussierung auf einen Wert haben alle sieben Wertdimensionen Anteil an der Verhaltenssteuerung.

Steiner bezieht einige dieser Bedingungen auf Motivationen, die es zu überwinden gilt. Zum Beispiel erwähnt er im Zusammenhang mit dem Streben nach Gesundheit, dass Lust kein Selbstzweck für diejenigen sein kann, die nach tieferer Einsicht suchen. Er verbindet die Erkenntnis, dass Sie immer Teil eines Ganzen sind, mit der Erkenntnis, dass das, was Sie erhalten haben, nicht an einen anderen hätte gehen können. Dem Fokus darauf, dass das Wesen des Menschen in seinem Inneren liegt, stellt er das Streben nach Äußerlichkeiten wie äußerem Erfolg oder Anerkennung durch andere gegenüber. Die Fokussierung auf die Tatsache, dass das Denken und Fühlen genauso relevant ist wie das Aussehen, macht laut Steiner deutlich, dass Hass nicht weniger problematisch ist als körperliche Gewalt. Kurz gesagt, Steiners Beschreibung eines Fokus auf Gesundheit, Verantwortung, Aufrichtigkeit und Integrität weisen auch auf 4 Motive hin, die als vier der sieben Todsünden bekannt sind, nämlich: Lust, Gier, Eitelkeit, Neid. Der Zusammenhang der drei anderen Todsünden (Unmäßigkeit, Wut und Trägheit) mit den drei verbleibenden Bedingungen (Dankbarkeit, Hartnäckigkeit und Motivation) ist offensichtlich. Sieben typischen Werten stehen also 7 typische Antriebe gegenüber. Beispielsweise führt Steiners Beschreibung von 7 Zuständen zur Formulierung von 7 typischen Dilemmata: Sieben typischen Werten stehen also 7 typische Antriebe gegenüber. Beispielsweise führt Steiners Beschreibung von 7 Zuständen zur Formulierung von 7 typischen Dilemmata: Sieben typischen Werten stehen also 7 typische Antriebe gegenüber. Beispielsweise führt Steiners Beschreibung von 7 Zuständen zur Formulierung von 7 typischen Dilemmata:

Sie können sich verwöhnen lassen // Oder sich auf Folgendes konzentrieren: 

Lust //Gesundheit

Gier // Verantwortung

Maßlosigkeit // Dankbarkeit

Eitelkeit // Stolz das Innere, das Wesentliche

schimpfen oder schmollen // bereits getroffene Entscheidungen treffen

Neid // Integrität

Niedergeschlagenheit // die Motivation Ihrer Werte

 

 

Funktion von dir selbst

Steiner beschrieb eine Reihe von psychologischen Funktionen, die in jedem Menschen ständig aktiv sind. Unter einer psychologischen Funktion versteht man Verhalten, das psychologisch funktionell ist, eine Funktion hat. Diese Funktionen wie Vorschlagen, Fühlen, Entscheiden, Kommunizieren usw. sind spontan aktiv. Sie können sie nicht deaktivieren. Bekanntlich kann man zum Beispiel nicht nicht kommunizieren. Solange diese Funktionen nicht aktiv in Anspruch genommen werden, funktionieren sie im Einklang mit Ihrer Vergangenheit und Ihrem aktuellen Umfeld. Sie führen dann sozusagen ihr eigenes Leben. Es ist jedoch möglich, diese Funktionen zu entwickeln und in Ihre eigene Regie zu stellen. 

Obwohl Steiner mehr unterschied, beschrieb er speziell vier Cluster psychologischer Funktionen. Diese Cluster beziehen sich auf: Die Harmonie oder Übereinstimmung mit dir selbst und deiner Umgebung, die du erreichen kannst; die Form und den Inhalt, den Sie Ihrem Verhalten geben; auf den Kontakt, den Sie mit sich selbst und Ihrer Umgebung eingehen; und auf Ihre sensorische Empfänglichkeit für das Hier und Jetzt. Wenn es Ihnen gelingt, diese Funktionen zu entwickeln, leben Sie mehr in Harmonie mit sich und Ihrer Umwelt, Ihr Verhalten wird korrekter, Sie werden kommunikativer und Sie werden präsenter im Hier und Jetzt.

Übrigens bezeichnet Steiner diese Trauben in Anlehnung an östliche Traditionen auch als Lotusblumen. Die Blätter einer Lotusblume symbolisieren die getrennten Funktionen der jeweiligen Traube. Steiner weist darauf hin, dass die Hälfte dieser Blätter auf jeder Lotusblume unabhängig voneinander entwickelt werden kann. Die andere Hälfte entwickelt sich automatisch. Eine Erklärung dafür hat Steiner nicht geliefert. Vielleicht kann man es so verstehen: Jeder Cluster enthält eine definierte Anzahl von Funktionen. Jede dieser Funktionen ist im Ich aktiv und kann sozusagen von außen unter Kontrolle gebracht und bewusst gelenkt werden. Gleichzeitig kann jede Funktion auch sozusagen von innen aus dem Ich heraus erfolgen. Wenn es gelingt, eine Funktion in den Griff zu bekommen, die sich am Selbst ausübt, diese Funktion wird sich auch als Ausdruck des Selbst manifestieren. Wer zum Beispiel ein zwingendes Gefühl der Traurigkeit erlebt und es schafft, es unter Kontrolle zu bringen, kann dann feststellen, dass sich ein unterschwelliges anderes Gefühl aus ihm heraus manifestieren kann. Zum Beispiel ein Gefühl von Wut. Du erlebst dieses zweite Gefühl als von dir selbst kommend, während das anfängliche Gefühl eher wie etwas außerhalb von dir selbst wird. Beide Gefühle sind Ausdruck derselben Funktion, aber das eine tritt erst auf, nachdem das andere unter Kontrolle gebracht wurde. Es gibt also immer doppelt so viele Blätter wie Funktionen pro Lotusblüte. kann dann bemerken, dass sich darunter ein anderes Gefühl aus ihm heraus manifestieren kann. Zum Beispiel ein Gefühl von Wut. Du erlebst dieses zweite Gefühl als von dir selbst kommend, während das anfängliche Gefühl eher wie etwas außerhalb von dir selbst wird. Beide Gefühle sind Ausdruck derselben Funktion, aber das eine tritt erst auf, nachdem das andere unter Kontrolle gebracht wurde. Es gibt also immer doppelt so viele Blätter wie Funktionen pro Lotusblüte. kann dann bemerken, dass sich darunter ein anderes Gefühl aus ihm heraus manifestieren kann. Zum Beispiel ein Gefühl von Wut. Du erlebst dieses zweite Gefühl als von dir selbst kommend, während das anfängliche Gefühl eher wie etwas außerhalb von dir selbst wird. Beide Gefühle sind Ausdruck derselben Funktion, aber das eine tritt erst auf, nachdem das andere unter Kontrolle gebracht wurde. Es gibt also immer doppelt so viele Blätter wie Funktionen pro Lotusblüte.

Jeder Cluster bezieht Steiner auf bestimmte innere Erfahrungen, die Sie mit der äußeren Umgebung machen können. Je besser ein Cluster funktioniert, desto schärfer wird die relevante „innere Wahrnehmung“ der äußeren Umgebung. Dieses innere Erleben wird so zu einem psychologischen Wahrnehmungsorgan Ihrer Umwelt. Ein verbesserter Kontakt mit sich selbst und anderen wird beispielsweise dazu führen, dass Sie besser unterscheiden können, inwieweit sich etwas oder jemandem heiß oder kalt anfühlt. Umgekehrt ist es auch möglich, dass die relevanten Beobachtungen gestört werden, wenn ein Cluster von Funktionen weniger gut funktioniert. 

 

 

Passen Sie sich an sich und Ihr Umfeld an

Der nächste Cluster, den Steiner in diesem Zusammenhang diskutiert, ist der grundlegendste. Leider hat er seine Funktionen nur recht allgemein formuliert. Ich interpretiere es wie folgt. Dieser Cluster bezieht sich auf die Fähigkeit, mit sich selbst und seinem Umfeld grundsätzlich einverstanden zu sein. Die drei Funktionen in diesem Cluster, die Steiner beschreibt, sind erstens die Fähigkeit, die eigene Richtung zu bestimmen (zu angemessenen Werten zu gelangen), zweitens das, was leicht zu erfahren ist, wie es ist (anzunehmen) und drittens, sich selbst niederzumachen von dir selbst (zu realisieren). Jede dieser drei Funktionen kann Ausgangspunkt für die anderen beiden sein. Sie stehen ständig vor der Aufgabe, das eine zu wählen, das andere anzunehmen und sich selbst zu verwirklichen. Sie sollten daher in Harmonie miteinander gehalten werden. Damit hat Steiner schon damals beschrieben, was sich heute in der modernen Verhaltensanalyse abzeichnet. Nämlich, dass die Wahl dessen, was Ihnen wichtig ist, nicht losgelöst von der Akzeptanz dessen, was Ihnen präsentiert wird, gesehen werden kann und nur in Verbindung mit zielgerichtetem Verhalten sinnvoll ist. 

Andererseits besteht natürlich wie bei den anderen Clustern auch die Möglichkeit, diese Funktionen laufen zu lassen.

  1. Der Geist soll aber nicht wie ein Sklavenhalter mit seinen Geboten und Gesetzen über die Seele herrschen müssen. Andererseits wird er diesen Pflichten und Geboten aus eigener freier Neigung folgen müssen. Nicht als etwas, dem sie sich widerwillig anpasst, soll die Pflicht über dem geistigen Schüler schweben, sondern als etwas, das er tut, weil es ihm gefällt. 
  2. Die Seele sollte nicht durch den Körper zu Begierden und Leidenschaften gezwungen werden, die einem reinen und edlen Geist zuwiderlaufen. Eine freie Seele, ausbalanciert zwischen Sinnlichkeit und Spiritualität, muss den spirituellen Schüler entwickeln. Er muss sich dazu bringen, sich seiner Sinnlichkeit hinzugeben, weil sie so aufgescheuert ist, dass sie die Kraft verloren hat, sie an sich herunterzuziehen.
  3. Der Körper sollte so veredelt und gereinigt werden, dass seine Organe zu nichts reduziert werden, was nicht im Dienste der Seele des Geistes geschieht. (Steiner, wie man Erkenntnisse der höheren Welten erlangt, Übersetzung SK).

 

 

In Kontakt sein mit sich selbst und mit anderen

Der Cluster, der den Kontaktgrad zu sich selbst und anderen bestimmt, umfasst 6 Funktionen. Dieser Cluster kann wie folgt entwickelt werden:

Das erste, was der Schüler in diesem Zusammenhang beobachtet, ist die Regulierung seiner Gedanken (sog. Gedankenkontrolle). So wie sich die sechzehnblättrige Lotusblume durch wahrhaft bedeutungsvolle Gedanken entwickelt, so entsteht die zwölfblättrige Lotusblume durch innere Kontrolle des Gedankenstroms. Umherschwirrende Gedanken, die nicht sinnvoll, logisch, sondern rein zufällig miteinander verbunden sind, verderben die Form dieser Lotusblume. Je mehr ein Gedanke aus dem anderen folgt, je mehr das Unlogische vermieden wird, desto mehr erhält dieser Sinn seine eigene spezifische Form. […] Zweitens geht es darum, die gleiche Konsequenz in sein Handeln zu bringen (Handlungskontrolle). Alle Instabilität, Disharmonie in Aktion sind schädlich für die betreffende Lotusblume. Die dritte ist die Kultivierung von Ausdauer. Der Schüler wird durch diesen oder jenen Einfluss nicht von einem Ziel abgebracht, das er sich gesetzt hat, solange er dieses Ziel als richtig ansehen kann. […] Die vierte ist Nachsicht (Toleranz) gegenüber Menschen, anderen Wesen und auch Tatsachen. Der Student unterdrückt jede überflüssige Kritik an dem, was unvollkommen, bösartig und schlecht ist, und versucht vielmehr, alles zu verstehen, was ihm in den Weg kommt. So wenig die Sonne ihrem Licht Böses und Böses vorenthält, so wenig verweigert sie auch ihr verstehendes Interesse. […] Er betrachtet andere Meinungen nicht nur aus seiner eigenen Sicht, sondern versucht sich auch in die Lage des anderen hineinzuversetzen. — Die fünfte ist Aufgeschlossenheit gegenüber allen Lebensphänomenen. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Geoof“ oder „Vertrauen“. […] Wenn ihm etwas gesagt wird, sagt er nie „das glaube ich nicht“, weil es seiner bisherigen Meinung widerspricht. Vielmehr ist er jederzeit bereit, seine Meinung, seine Meinung im Lichte einer neuen Meinung zu überprüfen und zu revidieren. Er bleibt immer empfänglich für alles, was ihm in den Weg kommt. 

Der sechste ist, dass der Schüler ein gewisses Gleichgewicht im Leben erlangt (Gleichmut). Er strebt danach, eine ausgeglichene Stimmung zu bewahren, egal ob Kummer oder Freude ihn befällt. Er verlernt das Pendeln zwischen „himmlischer Jubel, zu Tode traurig“. Unglück und Gefahr finden ihn ebenso gewappnet wie Glück und Wohlstand. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translations Foundation, 1999, S.104 ff.)

Die obige Beschreibung fasst im Wesentlichen die Verhaltensweisen zusammen, die zusammengenommen Mentalisierung ausmachen. Mentalisierung als Konzept wurde in den 1990er Jahren konzipiert. An anderer Stelle in diesem Buch besprechen wir ausführlicher, was Mentalisieren ist. Es ist interessant, wie scharf Steiner bereits vor 100 Jahren im folgenden Zitat das beschrieben hat, was heute als „Mentalisierung des Affekts“ bezeichnet wird. 

 

Und wenn der Mensch nicht mehr auf jede Freude und jedes Leid, auf jede Sympathie und Antipathie egoistisch reagiert, sich egoistisch verhält, dann wird er auch unabhängig von den wechselnden Eindrücken der Außenwelt. Die Freude, die Sie an einer bestimmten Sache haben, macht Sie sofort abhängig von dieser Sache. Du verlierst dich an das Ding. Wer sich nach diesen oder jenen Eindrücken in Lust und Leid verliert, kann den Weg der spirituellen Einsicht nicht gehen. Freud und Leid muss er resigniert hinnehmen. Dann verliert er sich nicht mehr darin; dann beginnt er sie richtig zu verstehen. Wenn ich mich einem Vergnügen hingebe, wird im Moment der Hingabe mein Leben verbraucht. Allerdings sollte ich das Vergnügen nur dazu nutzen, das zu verstehen, was mir Freude bereitet. Es sollte mir egal sein, dass die Sache mir Freude bereitet: Ich muss die Freude erfahren und durch die Freude das Wesen der Sache kennenlernen. Das Vergnügen muss für mich nur eine Botschaft sein, die besagt: In der Sache liegt eine Qualität, die Vergnügen bereiten kann. Ich muss diese Immobilie kennenlernen. Wenn ich bei der Lust stehen bleiben würde, wenn ich mich ganz von ihr beherrschen lasse, dann amüsiere ich mich nur selbst; aber wenn das Vergnügen nur die Gelegenheit ist, eine Eigenschaft der Sache zu erfahren, dann bereichere ich durch diese Erfahrung mein Inneres. Für den Forscher müssen Lust und Unlust, Freude und Leid die Gelegenheit sein, durch die er etwas über die Dinge erfährt. Der Forscher wird dadurch nicht unempfindlich gegen Lust und Leid; aber er erhebt sich darüber, damit sie ihm die Natur der Dinge offenbaren. Wer sich in diese Richtung entwickelt, wird die Lehrer von Lust und Leid schätzen lernen. Er wird mit jedem Wesen mitfühlen und dadurch die innere Natur erfahren. Der Fragende sagt sich nie allein: Ach, wie ich leide! oder: wie bin ich glücklich! Aber immer: was sagt dieses Leiden, was sagt diese Freude? Er gibt sich dem Vergnügen und der Freude der Außenwelt hin. Dadurch entwickelt sich im Menschen eine ganz neue Einstellung zu den Dingen. Früher folgte der Mensch einer Handlung nur einem Eindruck, weil ihm diese Eindrücke gefielen oder nicht gefielen. Jetzt aber läßt er Lust und Unlust zugleich die Organe sein, durch die ihm die Dinge sagen, was ihr eigenes Wesen ist. Freude und Leid werden von bloßen Gefühlen in ihm zu Sinnen, durch die die Außenwelt wahrgenommen wird. […] Das Auge kann dem Körper nur dienen, indem es ein sinnliches Tor für bestimmte Eindrücke ist; Lust und Leid werden sich zu Augen der Seele entwickeln, wenn sie aufhören, sich allein zu behaupten, sondern anfangen, ihrer eigenen Seele die unbekannte Seele zu offenbaren. (Steiner, Theosophie, Erstausgabe 1904, 1994 Stiching Rudolf Steiner Translations, S. 147-149) sondern beginne, der eigenen Seele die unbekannte Seele zu offenbaren. (Steiner, Theosophie, Erstausgabe 1904, 1994 Stiching Rudolf Steiner Translations, S. 147-149) sondern beginne, der eigenen Seele die unbekannte Seele zu offenbaren. (Steiner, Theosophie, Erstausgabe 1904, 1994 Stiching Rudolf Steiner Translations, S. 147-149)

Wenn eine Person diese Gruppe von 6 Qualitäten entwickelt, wird sie ein schärferes Gespür für die Hitze oder Kälte entwickeln, die vom Kontakt mit anderen ausgeht. Sie können zum Beispiel bereits Wärme empfinden, wenn jemand Sie aufrichtig freundlich behandelt. 

„Diese Wahrnehmungen lassen sich ungefähr als Seelenwärme und Seelenkälte charakterisieren“ (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translations Foundation, 1999, S.104 ff.)

Steiner stellt dieses Cluster auch in einen breiteren Kontext. Er beinhaltet auch die Fähigkeit, sich selbst zu betrachten und so zu einer Unterscheidung zwischen dem Wesentlichen und dem Unwesentlichen einer Beobachtung zu kommen; dadurch bewerten, was Sie beobachten; und schließlich auch die Fähigkeit, Entscheidungen für das zu treffen, was Sie für wahr oder wertvoll halten. Steiner sieht diese Funktionen zusammen als Zentrum der psychischen Funktionsweise. 

Zusätzlich zu diesem zentralen Cluster beschreibt Steiner speziell die folgenden drei Cluster. 

 

 

Lebe im Jetzt mit deiner Vergangenheit hinter dir

Die nächste Gruppe von Funktionen, die Steiner benennt und in diesem Buch ausarbeitet, bezieht sich auf die Wahrnehmung der Realität im Hier und Jetzt. Es ist bis zu einem gewissen Grad möglich, losgelöst von deiner Vergangenheit im Hier und Jetzt zu leben. Ihre Sinne bewirken dann hauptsächlich Wahrnehmungen Ihrer aktuellen Umgebung und weniger das, was aus der Vergangenheit einwirken kann. Unweigerlich durchdringt jedoch die Vergangenheit die Wahrnehmung der Gegenwart. Die Wahrnehmung der Gegenwart kann also ständig von der Vergangenheit überbeeinflusst werden. Dies erfordert, dass Sie die Funktion Ihrer Sinne ständig kontrollieren. 

Der Schüler sollte jede Form von gedankenlosem Schauen und Zuhören vermeiden. Für ihn darf es nur das geben, worauf er sein Auge oder Ohr richtet. Er muss sich antrainieren, im größten Lärm nichts zu hören, wenn er es nicht will; er muss sein Auge für Dinge desensibilisieren, die er nicht besonders betrachtet. Er muss sich in seiner Seele gleichsam gegen alle unbewussten Eindrücke wappnen. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translations Foundation, 1999, S.109 ff.).

Steiner nennt in diesem Zusammenhang 5 Aspekte der Sinneswahrnehmung in Bezug auf vergangene Erfahrungen. 

  1. Ihre Beobachtungen können alle Arten von Erinnerungen auslösen. Diese können gewissermaßen den Verlauf Ihres Denkens, Fühlens und Wahrnehmens im Hier und Jetzt bestimmen. 

Normalerweise sind wir uns völlig unbewusst dessen, was unsere Gedanken, unsere Erinnerungen regiert und hervorruft. Ein Beispiel ist das folgende. Jemand ist im Zug. Er denkt über etwas nach. Plötzlich nehmen diese Gedanken eine andere Wendung. Er erinnert sich an etwas von vor Jahren und webt es jetzt in seine Gedanken ein. Aber er bemerkte überhaupt nicht, dass sein Blick aus dem Fenster gerichtet war und auf jemanden fiel, der einer Person ähnelte, die an dem früheren Erlebnis beteiligt war. Was er gesehen hat, wird ihm überhaupt nicht bewusst, nur seine Folge. Deshalb denkt er, dass dies „für ihn selbstverständlich war“.

  1. Wahrnehmungen werden idealerweise in Ihr gesamtes Denken und Fühlen „verstoffwechselt“. Unbewusst erworbene Wahrnehmungen können jedoch in unverarbeitetem Zustand, als unverdaute Brocken, als falsches Selbst, Platz in Ihrem Denken und Fühlen einnehmen.

Vieles hinterlässt einen Eindruck in der Seele, ohne ins Bewusstsein aufgenommen zu werden. Folgendes kann passieren. Jemand liest in der Zeitung, dass eine bekannte Persönlichkeit gestorben ist. Und jetzt beharrt er darauf, dass er schon „gestern“ eine Vorahnung seines Todes hatte, aber er habe nichts gehört oder gesehen, was ihn hätte glauben lassen können. Und es ist wahr, wenn ihm „natürlich“ „gestern“ der Gedanke kam, dass dieser Mensch sterben würde. Er hat nur eine Sache übersehen. Ein paar Stunden, bevor ihm dieser Gedanke „gestern“ in den Sinn kam, war er zu Besuch bei jemandem. Auf dem Tisch lag eine Zeitung. Er hat es nicht gelesen. Doch unwissentlich fiel sein Blick auf eine Nachricht, die besagte, dass die betreffende Person schwer krank sei. Dieser Eindruck war ihm nicht bewusst. Aber das Ergebnis war die “Vorahnung”. 

  1. Beobachtungen können aufgeladen sein und Gefühle der Sympathie und Antipathie hervorrufen, aber diese beziehen sich hauptsächlich auf die Vergangenheit. 

Es gibt so viele Dinge in unserem Leben, die wir gehört und gelesen haben, ohne den Zusammenhang zu erkennen. Jemand hat zum Beispiel eine Abneigung gegen eine bestimmte Farbe; Er weiß jedoch nicht, dass es daran liegt, dass ein Lehrer, der ihm vor Jahren das Leben schwer gemacht hat, einen Mantel in dieser Farbe trug. Unzählige Illusionen haben einen solchen Hintergrund. 

  1. Ihre Gedanken und Assoziationen können sich je nach Inhalt Ihrer Gedanken bilden, sie können aber auch von alten emotionalen Belastungen geleitet sein.

Dabei muß er dem Gedankenleben selbst besondere Aufmerksamkeit widmen. Er stellt sich einen Gedanken in seinem Kopf vor und versucht weiterhin nur das zu denken, was er bei vollem Bewusstsein, in völliger Freiheit, an diesen Gedanken anhängen kann. Zufällige Überfälle lehnt er ab. Wenn er den Gedanken mit einem anderen verbinden will, prüft er genau, wo ihm dieser andere Gedanke gekommen ist.

  1. Ihre Gefühle können Ihre aktuelle Beziehung zu etwas widerspiegeln, aber sie können auch hauptsächlich eine Reaktion auf ähnliche vergangene Erfahrungen sein.

Wenn er zum Beispiel eine gewisse Abneigung gegen etwas hegt, bekämpft er diese und versucht, eine bewusste Beziehung zu dem betreffenden Objekt einzugehen. 

(Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translations Foundation, 1999, S.108 ff.).

 

 

Das Richtige in dir tun

Schließlich unterscheidet Steiner einen Cluster bestehend aus 8 Funktionen, die jeweils einen Aspekt des Inhalts und der Form Ihres Verhaltens bilden. Steiner gibt folgende Empfehlungen zur richtigen Gestaltung dieser Funktionen. 

Der erste ist die Art und Weise, wie der Mensch Bilder verinnerlicht. […] Zu diesem Zweck muss der Student auf seine Darstellungen achten. … Er muss sein ganzes Gedankenleben so ausrichten, dass es ein getreues Abbild der Außenwelt wird. Sein Ziel sollte es sein, falsche Vorstellungen aus seiner Seele zu entfernen. Student — Der zweite Seelenprozess betrifft in ähnlicher Weise die Entscheidungen des Menschen. Er sollte sich nur nach fundierter und gründlicher Überlegung für etwas entscheiden. All das ist gedankenloses Handeln, alles unbedeutende Treiben sollte er von seiner Seele fernhalten. […] Der dritte Prozess beinhaltet das Sprechen. Nur was Sinn und Bedeutung hat, soll dem Schüler über die Lippen kommen. […] Was er sagt, ist nie unbegründet. […] Der vierte Seelenprozess ist die Beherrschung äußerer Handlungen. Der Schüler versucht, sein Handeln so zu gestalten, dass es zu dem seiner Mitmenschen und zu den Ereignissen in seiner Umgebung passt. … Wenn ihn etwas anderes zum Handeln zwingt, prüft er genau, wie er der Situation am besten gerecht wird. Handelt er aus eigener Initiative, wägt er die Folgen seines Handelns möglichst klar ab. Student – ​​Das fünfte Thema hier ist die Anordnung des ganzen Lebens. Der Schüler versucht, im Einklang mit der Natur und dem Geist zu leben. Er überstürzt nichts und er ist nicht langsam. Er überstürzt nichts und er ist nicht langsam. Überaktivität und Nachlässigkeit sind ihm gleichermaßen fremd. […] Er geht mit seiner Gesundheit, Gewohnheiten etc. so um, dass ein harmonisches Leben entsteht. — Der sechste betrifft das menschliche Streben. […] Er fügt sich nicht gedankenlos wie ein Rädchen in die menschliche Gesellschaft ein, sondern versucht, seine Aufgaben zu verstehen und über die Erfordernisse des Alltags hinauszublicken. Er strebt immer besser und vollkommener danach, das zu erfüllen, was ihm auferlegt wurde. – Der siebte Vorgang in seinem Seelenleben betrifft das Bestreben, möglichst viel vom Leben zu lernen. Dem Studenten entgeht nichts, was er nicht zum Anlass nimmt, Erfahrungen zu sammeln, die für sein Leben nützlich sind. Wenn er etwas falsch oder unvollständig gemacht hat, ist das ein Grund, etwas Ähnliches in Zukunft besser oder vollständiger zu machen. Wenn er andere handeln sieht, beobachtet er sie mit der gleichen Absicht. Er versucht, einen reichen Erfahrungsschatz zu sammeln und sorgfältig zu konsultieren. Und er tut nichts, ohne auf Erfahrungen zurückzublicken, die ihm bei seinen Entscheidungen und Handlungen helfen können. Student — Das achte schließlich ist, dass der Schüler von Zeit zu Zeit einen Blick in sich selbst werfen sollte. Er muss sich nach innen wenden, sich sorgfältig beraten, seine Lebensprinzipien durchgehen, seine Pflichten abwägen, über Inhalt und Sinn des Lebens nachdenken und so weiter. (Steiner, Der Weg zur Einsicht in höhere Welten, Rudolf Steiner Translations Foundation, 1999, S.98 ff.)

 

 

Steiner und die klassische Literatur

Sowohl MBT- als auch ACT-Autoren beschreiben nicht nur Verbindungen zu bereits bestehenden psychologischen Konzepten und Strömungen. Dabei werden auch ältere Kulturgüter reflektiert. Beispielsweise untersuchten einige Autoren die Beziehungen zwischen ACT und buddhistischen Lehren. Auch bei Steiner sind sehr alte Ideen in seinem Werk wiederzuerkennen. Zum Beispiel stimmen Steiners Vorstellungen über das, was man exekutive Funktionen nennen könnte, mit dem überein, was als Buddhas achtfacher Pfad bekannt ist. 

Darüber hinaus stützen sich seine Ideen über das, was heute als Mentalisierung bekannt ist, auf hinduistische Lehren. Besonders auf dem des Initiators des Advaita Vedanta, Sri Sankaraya (800 v. Chr.). Wie zum Beispiel in seinem Werk Vivekachudamani beschrieben. 

Die alte Lehre von den sieben Todsünden scheint in Steiners Vorstellungen von sieben typischen Werten und damit zusammenhängenden Motiven wiederbelebt zu werden. Es würde jedoch den Rahmen dieses Textes sprengen, diese Zusammenhänge näher zu erörtern.